Einen ganzen Monat lang widmete sich die Amazonia Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe in der Brückenstrasse 20 den Themen rund um Umwelt- und Klimagerechtigkeit, dem Leben von indigenen Völkern und Kleinbauern sowie der Erforschung von Wirtschaftsweisen, die nicht auf Wachstum beruhen. Die Ausstellung, ging am 26. Februar mit einem akkustischen Konzert zuende.
Veranstalter Gualter Baptista und Vasco Oliveira vom Verein „Transition Town“ , sowie Unterstützerin Anna Siekmann vom Weltladen ziehen positive Bilanz: „ Wir haben mehrmals die Rückmeldung bekommen, dass die Ausstellung und Veranstaltungsreihe die Konzertcollage mit der Grupo Sal, Thomas Brose und Abadio Green, sehr gut umrahmt hat und den Leuten weitere Hintergrundinfos liefern konnte.“
Auf vielfältige Weise konnten sich die Besucher dem Thema Regenwald und den dort lebenden Menschen nähern. „Den Kindern haben wir jede Woche während des Mehrgenerationscafés, etwas Spezielles angeboten“ meint Silvia Hable, die das Programm koordiniert hat. „Wir haben Bilderbücher über die unterschiedlichen Arten wie Kinder bei uns und im Regenwald leben angeschaut, und gleich ein paar Spiele der Kinder von dort ausprobiert. Nach dem Märchen „Der Fischer und seine Frau“ haben wir uns überlegt, wovon wir immer mehr wollen und warum.
Die SchülerInnen von der Johannisbergschule waren ebenfalls für einen zweistündigen Workshop in der Ausstellung. Mithilfe eines Films und eines Spieles erarbeiteten sie sich eine Vorstellung der Endlichkeit der Ressourcen dieser Ende. Auf das eigene Handy zu verzichten, fiele ihnen dennoch schwer, manche haben sogar 5 davon.
Eine Fortsetzung der Bildungsreihe mit ihnen ist geplant.
Die ecuadorianischen Agrarwissenschaftler Cristian Vasco, und Santiago Martinezdiskutierten in der Veranstaltung: „Indigener Widerstand und Klimawandel: Es geht um die Wirtschaft“ anhand des Films „Wir bleiben hier!“ das Prinzip der Umweltgerechtigkeit und forderten einen moderaten Zugang zu den Erdölressourcen ihres Landes, um soziale Leistungen dort für alle etablieren zu können. Vasco stellte die streitbare These auf, dass alle Menschen von Natur aus mehr möchten und sobald sie mit den „Zivilisation“ zusammenkommen würden, auch indigene Völker korrupt und materialistisch werden würden. Dem widersprach Yvonne Bangart, seit 1979 Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker in Göttingen, in ihrem Vortrag über die Ashaninka, ein kleines Volk, das an der brasilianisch-peruanischen Grenze das Leben in „2 Welten“ praktiziert.
Sie seien stolz auf ihre Traditionen und auch die Jugendliche setzen alles daran, sie zu bewahren, andererseits betrieben sie ein überregional anerkanntes Bildungszentrum und ein Waldaufforstungsprogramm. Bangart erläuterte, dass unsere romantisierende Idee der „Wilden“ aus dem Regenwald nur noch bedingt zutreffen würde. Die Ashaninka sind global vernetzt und benutzten GPS Geräte um illegale Holzfäller an die Sicherheitsbehörden zu melden.
Dennoch meinte Bangart “ Das Recht der Völker, die unkontaktiert bleiben möchten, ist zu wahren.“ Alleine der Kontakt zu „zivilisierten“ Menschen zöge Krankheiten, manchmal sogar die komplette Ausschlöschung eines Stammes nach sich.
Gualter Baptista konkluiert:“ Die Veranstaltungreihe hat sehr klar deutlich gemacht, dass wir mit unserem Lebensstil und einer Wachstumswirtschaft, die auf Ausbeutung sämtlicher noch verfügbarer Ressourcen binnen nur weniger Dekaden fußt, im direkten Zusammenhang mit dem Erhalt oder der Zerstörung des Regenwaldes und der dort lebenden Bevölkerung steht. Transition Town möchte daher weiter an lokalen Alternativen arbeiten, die einen Weg ausserhalb der Wirtschaft- und Schuldenkrisenaufzeigen und ein gutes Leben für alle, ohne ändere Völker und Länder dafür auszubeuten, ermöglichen.“