Pflückoasen

Unsere Nahrungsmittelproduktion basiert heutzutage hauptsächlich auf einem industrialisierten Modell von Großbetrieben, Massentierhaltung, Monokultur und globalisiertem Wettbewerb. Der Weg dahin hat viele Schäden an gesellschaftlichen Strukturen und der Umwelt verursacht.Die Entfernung zwischen Produzenten und Konsumenten war in der Vergangenheit nie so weit wie heute. Die Produktions-, Distributions und Verkaufsstrukturen sind so komplex geworden, dass politische Maßnahmen (wie Zertifizierungsmaßnahmen, Qualitätskontrollen und Rückverfolgungen) um die Nahrungsmittelsicherheit zu verbessern, nicht nur scheitern, sondern diese Situation sogar noch verschärfen. Denn Kleinbauern und somit konsumentennahe Nahrungsmittelerzeugung werden durch diese Verfahren vom Markt verdrängt, da viele Kleinsthöfe die hohen Auflagen nicht erfüllen und den damit einhergehenden steigenden finanziellen Aufwand nicht leisten können.
Daraus resultiert ein Verlust von Ernährungssouveränität, Ernährungssicherheit und die Zerstörung von lokalen Gemeinschaften und des ländlichen Raumes. Selbst im ländlich geprägten Werra-Meißner-Kreis in Nordhessen gibt es schon jetzt etliche Dörfer ohne einen landwirtschaftlichen Haupterwerbsbetrieb und auch die Nebenerwerbsbetriebe stehen wirtschaftlich zunehmend aufwackeligen Beinen.

<strong>Essbare Stadt</strong>Mit unserer seit 2012 bestehenden Kampagne „UnvergEssbar“ haben wir zum Ziel, schöne, vielfältige und essbare Landschaften in und um Witzenhausen zu erhalten und zu schaffen und somit zur Erhaltung der Artenvielfalt und der ganzjährigen Produktion von regionalem und gesundem Essen beitragen.Mit den Pflückoasen möchten wir UnvergEssbar in die Innenstadt von Witzenhausen bringen, um zu zeigen dass es auch hier eine Vielfalt von Möglichkeiten gibt essbare Pflanzen anzubauen und gleichzeitig das soziale Zusammengehörigkeitsgefühl steigern.Im Jahr 2013 sammelten wir zur UnvergEssbar Konferenz bereits erste Erfahrung mit dem Projekt Pflückoasen, die zunächst positiv verliefen. Rund 40 Geschäftsleute und Privatpersonen beteiligten sich, und die Schilder mit dem Aufdruck „Pflücken erlaubt“ wurden von Einheimischen als auch von Gästen der Stadt mit großer Aufmerksamkeit wahrgenommen. Im Jahr 2014 erlangte das Projekt leider nicht mehr dieselbe Wirkung. Zum einen hatten einige engagierte Geschäftsleute ihre Läden aufgegeben, zum anderen hatten wir bei Transition Town Witzenhausen e.V. kein stabiles Team, um uns gebührend um die Pflückoasen zu kümmern.Nach Analysen und strategischen Planungen haben wir für das Jahr 2015 beschlossen, die Pflückoasen als Projekt, wieder aufzunehmen und dafür grundlegende Strukturen geschaffen, die ihre Ästhetik, und auch die Nachhaltigkeit des Projektes sichern.
<strong>Ablauf</strong>Wir laden deshalb alle Witzenhäuser ein vor ihren Häusern oder Läden, für alle zugänglich, essbare Pflanzen anzupflanzen, z.B. in Kübeln oder auf öffentlich zugänglichen Brachflächen. Nachbarschaften die sich zu diesem Zweck zusammenschließen, werden so zu Pflückoasen. Jeder darf von den Pflanzen etwas ernten.Die TeilnehmerInnen der Pflückoasen entscheiden selbst, wie sie die Pflückoasen gestalten wollen, wieviel sie sich einbringen möchten, wie die Pflückoasen aussehen sollen, was wann gepflanzt werden soll, wo die Pflückoasen hinkommen sollen usw. Ein System von Patenschaften ermöglicht es, dass Menschen sich ganz spezifisch einbringen können indem sie für einen oder mehrere Pflanzenkübel bürgen, sich darum kümmern, ohne sich in einer größeren Struktur wie der Kampagne UnvergEssbar oder Transition Town engagieren zu müssen. Mit den Pflückoasen gehen wir in die Stadt hinein, sprechen einzelne Menschen an ob sie Teil davon werden wollen, ganz nach ihren Möglichkeiten und Bedürfnissen und ohne Verpflichtung dadurch Mitglied oder aktiv im Verein werden zu müssen. Am Ende des Jahres feiern wir zusammen ein Fest, zu dem alle Menschen eingeladen sind die sich in irgendeiner Weise mit dem Projekt verbunden fühlen oder sein möchten.Für das Projekt „Pflückoasen“ gibt es bereits ein Kernteam das die Einwohner und Geschäftsleute in der Innenstadt anspricht und motiviert mitzumachen. Mitmachen ist dann in mehreren Formen möglich, z.B. indem man selbst Pflückoasen vor die Tür stellt, indem man sich als Pate oder Patin um einen oder mehrere Kübel kümmert oder aber auch indem man aktiv im Kernteam und an der Koordination mitarbeiten möchte.Ästhetik ist bei dem Projekt ebenfalls ein wichtiger Aspekt. So bepflanzten wir im Jahr 2013 thematisch zu den Geschäften passend entsprechende Pflanzgefäße. Die Schneiderei hatte Erdbeeren in einer XXL Jeans, die Eisdiele eine aus Bienenwachs geformte Eiswaffel vor der Tür, ebenfalls mit Erdbeeren bepflanzt. Die Kneipe Klampfe hatte Hopfen in einem Bierfass vor der Tür. Der Weltladen eine afrikanische Trommel mit Oregano.Für das Jahr 2015 haben wir aus dem bereits geschlossenen Bürgerhaus die Original Kübel aus den 70iger Jahren gerettet. So wird nun „das Bürgerhaus unvergEssbar“ und soll überall in der Stadt in die Notwendigkeit von kulturellen und sozialen Treffpunkten erinnern.Die ersten Pflückoasen wurden bereits bepflanzt und die gesamten Pflückoasen sollen bis Mitte Mai bepflanzt und aufgestellt sein. Wir versuchen parallel Menschen zu finden, die Pflückoasen vor ihre Tür stellen wollen, ggf. Paten und Patinnen die sich darum kümmern, und Spender für Kübel, Boden, Dünger und Pflanzen. Das Kernteam wird sich um die Planung, Umsetzung, Begleitung, Vervollständigung und Nachbearbeitung des ganzen Projekts kümmern. Dazu gehört auch die Bewerbung und Beschilderung. Ein besonderes Anliegen es ist uns dabei, Kindergärten, Kindergruppen wie die Pfadfinder und Schulen als Paten für die Pflückoasen zu gewinnen, um Umweltbildung von früh an erfahrbar zu machen.
<strong>Ausblick</strong>Desweiteren ist es uns ein großes Anliegen, das Konzept der Pflückoasen in bestehende Institutionen Witzenhausens miteinzubinden. So sind Projektarbeiten an der Universität Kassel im Fachbereich 06 (Stadt-und Landschaftsplanung), sowie im Fachbereich 11 (Ökologische Agrarwissenschaften) geplant. Auch das Tropengewächshaus hat bereits zum 2. Mal in Folge einen Kurs zur Bepflanzung von Kübeln mit Gemüse auf Anregung von Transition Town Witzenhausen e.V. gehalten.Auch mit der Pro Witzenhausen GmbH gibt es gemeinsame Überlegungen, die Pflückoasen in das touristische Vermarktungskonzept der Stadt Witzenhausen zu integrieren. Bereits im vergangenen Jahr waren sie Teil des Stadtwandelns<a href=“http://www.stadtwandeln.de/witzenhausen.html“>http://www.stadtwandeln.de/witzenhausen.html</a><strong>Da die Pflückoasen sich bis jetzt keinerlei Fördermittel erfreuen können, sind wir sehr dankbar über jegliche Form von Zuschuss, Unterstützung oder Spende.</strong>
<strong>Wenn du dich in irgendwelcher Weise an dem Projekt Pflückoasen beteligen möchtest oder uns unterstützen möchtest, dann melde dich unter <a href=“mailto:oasen@ttwitzenhausen.de“>oasen(ät)ttwitzenhausen.de</a> oder per Tel: 05542 6170347</strong>

Aktuelle Beiträge zum Projekt „Pflückoasen“ :
[catlist name=Pflückoasen numberposts=20]