Pressemitteilung zur UnvergEssbar Konferenz

Tomaten, Pflaumen und Petersilie bringen Menschen zusammen

 
Rund 100 Menschen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz folgten der Einladung zur UnvergEssbar Konferenz in Witzenhausen ,der ersten bundesweiten Konferenz zum Thema „Essbare Stadt“. Teilnehmer warenunter anderem Wissenschaftler, Aktivisten der Gemeinschaftgartenszene, sowie junge Landwirte.
 
Zur Eröffnung der Konferenz wurde das neue Schild, welches den Unvergessbar Schaugarten am Nordbahnhofsweg Interessierten näher erklärt, eingeweiht.
Hendrik Brand, Absolvent der Universität Witzenhausen hatte im Winter 2011 angefangen, den Schaugarten zu konzipieren, dieses Jahr kam noch eine Gemüsefläche hinzu. „Erst in drei bis fünf Jahren wird es hier richtig perfekt aussehen“ erklärte er den anwesenden Konferenzteilnehmern und Witzenhäuser Kommunalpolitikern  Jörg Loosemann, Margarete Koschel-Naahs, Markus Keil und Walther Höltzel. „Solange brauchen die Stauden, um die richtige Größe zu haben, und den Boden komplett zu bedecken. Auch im Gemüsebeet müssen wir erst die Erdqualität verbessern und Massnahmen gegen Bodenerosion treffen.“ Dennoch heißt es auch schon jetzt im Schaugarten: „Pflücken erlaubt“  Ganze Pflanzen sollten jedoch im Sinne des Gemeinwohles nicht entfernt werden. „Wer noch Jungpflanzen braucht, kann sich einfach im Transition Laden in der Brückenstrasse melden“, meint Hendrik.
 
Die Teilnehmer zeigten sich auf demessbaren“  Stadtrundgang, den Transition Town Witzenhausen in Zusammenarbeit mitChrista Drobe (Stadtführerinund Herzdame)und Karl-Ludwig Dirksen(ehemaliger Lehrerder Johanisbergschule)  konzipiert hatte, beeindruckt von der gärtnerischen Vielfalt in Witzenhausen.
Vom Studenten- über den Schul- bis hin zum Mehrgenerationengarten, oder die neuentstehenden Pflückoasen, breiten sich die Gärten in der Stadt auswie zu früheren Zeiten.
 
Auf der Konferenz selbst diskutierten die Teilnehmer mit hochrangigen Wissenschaftlern, wie der Soziologin Dr. Christa Müller,diedie Vortragsreihe imvollbesetzten Rathaussaal eröffnete,oder Dr. Ina Säumel von der TU Berlin, wohin die neue Gemeinschaftgartenbewegung geht, wie mit kontaminierten Böden und der Auswirkung von Verkehr auf die Fruchtqualität umzugehen sei. Die Architektin und Stadtplanerin Frauke Hehl, hat die Diskussion wem die Stadt eigentlich gehöre und in welchen Arbeitsverhältnissen die essbaren Flächen bewirtschaftet werden sollten, geführt. Viele Fragen kamen auf: „Gerade in Zeiten von klammen Kommunekassen, geht es darum, sich möglichst effektiv von öffentlichen Flächen zu befreien. Vielleicht geben wir mit unserem Ehrenamt geben wir  falsche Signale an die öffentliche Hand?“ 
 
„In Witzenhausen ist in den letzten Monaten viel in Richtung Essbare Stadt passiert.“ resümiert Silvia Hable. „Gerade durch die Konferenz konnten bestehende Projekte und die unterschiedlichsten Akteure sich unter dem Label „UnvergEssbar“ zusammenfinden und so entsteht auch in Witzenhausen eine neue verbindende Identität“. 
„Durch die Konferenz haben wir viele neue Impulse bekommen und auch den Mut das Projekt UnvergEssbar in Witzenhausen weiter mit Leben zu füllen.“ ergänzt Farid Melko.
„Besonders stolz sind wir darauf die Vernetzung von urbaner mit bäuerlicher Landwirtschaft auf der Konferenz vorangetrieben zu haben“ meint Dr. Gualter Baptista. Dafür konnten die Referenten Max von Grafenstein, Absolvent der Uni Witzenhausen und Initatitor der erfolgreichen Selbsterntegärten in Berlin, sowie Henrik Maaß, Sprecher der jungen Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (jAbL)gewonnen werden. Von Grafenstein provozierte die anwesenden Gemeinschaftsgärtner: „Ein Landwirt hat andere Maßstäbe. Ihn interessiert der einzelne Salatkopf, den ihr hegt und pflegt nicht. Er rechnet in Hektarerträgen. Mit Gemüse in Kübeln und Kisten jedenfalls wird die Welt nicht ernährt.“.

Henrik Maaß, von jAbL in Witzenhausen, zeigte sich versöhnlicher und stimmte mit den Teilnehmern einen Maßnahmeplan für zukünftige gemeinsame Aktionen von urbanen und „echten“ Landwirten ab. „Witzenhausen ermöglicht diese Zusammenarbeit, dank der Experten  des Fachgebiets für ökologischer Landwirtschaft und der existierendenurbane Gärten Initiativen“.

Trotz der Provokation, war am Ende der Tagung  der Wert von urbaner Landwirtschaft für Bildung, Solidarität, Integration und Selbstversorgung der Stadtbürgerklar. UrbaneLandwirte und Bauern teilen ein große Menge Werte und Ziele – beidekämpfen für einen Zugang zum Land, gegen die Industrialisierung von Landwirtschaft und Ernährung. Eine Allianz und kollektive Maßnahmen von beiden Akteuren ist nicht nur möglich, es ist absolut nötig um eine starke Bewegung gegen die Agrarindustrie zu aufbauen“, meint Dr. Gualter Baptista, auf dessen Initiative die Konferenz entstand und der sie maßgebend gestaltet hat.
 
Auch die Region wurde durch die Konferenz besser vernetzt. Zusammen mit dem Kollektiv „orangotango“ wurde eine kollektive Karte der Region Kassel-Göttingen-Witzenhausen geschaffen, die im Schaufenster des Transition Ladens (Brückenstraße 20) zu bewundern ist. Der Augenmerk liegt bei dieser Karte auf gärtnerischen und gemeinschaftsbildenden Strukturen der Region und ist genauso wie der essbare Stadtrundgang ein weiterer Baustein für einen alternativen Tourismus in der Region, in den sich auch der traditionelle Kirschtourismus thematisch gut einfügen kann. Ein weiterer Workshop um eine kollektive Kartierung der essbaren“ Stadt Witzenhausen zu gestalten, ist geplant.
 
Die Teilnehmer waren beeindruckt von der Qualität der Veranstaltung und Wünsche wurden laut, dass im nächsten Jahr in Witzenhausen eine Nachfolgekonferenz stattfinden soll. Die gerade endstehende Essbare Stadt Minden bot bereits ihre Hilfe bei der Organisation an
 
Die Organisatoren dankten den Referenten für die qualifizierten Beiträge und den Teilnehmern für die engagierte Mitarbeit die den Erfolg der Konferenz ermöglichte.